Kein „Walled Garden“… aber trotzdem mit Jägerzaun

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Anlässlich der Schließung zweier Diaspora*-Pods (Linux News berichtete) muss ich mal ein paar Worte zu Problemen mit freien föderierten Social-Network-Alternativen loswerden… also insbesondere zu Diaspora*.

Diaspora* war die erste SN-Alternative, die ich einstmals ausprobiert habe. Das war zu Zeiten, als ich tatsächlich (kann mich kaum noch erinnern 😉 😀 ) noch Accounts bei Google+ und Facebook hatte.

Alles war ein wenig ungewohnt und man musste damit anders umgehen, als mit den unfreien Netzwerken. Es wurde einem keine Timeline mit Inhalten vollgespült, von denen der Betreiber ausging, das würde einen sicher interessieren. Ansonsten war es von der Oberfläche her zwar etwas nüchterner, aber gut bedienbar und funktional. Und nach und nach knüpfte ich immer mehr Kontakte, so dass es für mich zu einer echten Alternative zu den Datenkraken wurde.

Irgendwann kündigte dann der Pod, auf dem ich meinen Account hatte, an, den Betrieb einzustellen. Na ja… dachte ich… das sollte ja kein Problem sein. Es gab ja genügend andere Pods. Einfach bei einem anderen einen Account eröffnen und los geht es. Muss nur sehen, wie ich meine bisherigen Inhalte mitnehmen kann… und meine Kontakte.

Es gab da schon eine Export-Funktion bei Diaspora*. Nur stand da auch gleich dabei, dass es keine Importfunktion gäbe. Das bedeutete, dass meine eigenen Postings und sonstigen Inhalte, vor allem aber meine gesammelten Kontakte nich mitgenommen werden konnten. Nicht so toll. Ich musste also mühsam aus einer selbst erstellten Liste meine Kontakte beim neuen Pod frisch anlegen. Von den Inhalten her fing ich wieder bei Null an. 🙁

Schon damals hieß es, es würde an einer Funktion für den Reimport gearbeitet. Es bestand für mich zu dem Zeitpunkt also Hoffnung, dass diese Probleme in Zukunft behoben werden könnten.

Der Pod, den ich als zweiten wählte, war aber auch nicht die optimale Wahl. Einmal war der sehr träge und hatte so einige Ausfallzeiten… und… auch er wurde dann nach einiger Zeit geschlossen.

Das bedeutete für mich, dass meine Inhalte wiederum alle weg waren und ich wieder eine ausgiebige Verbindungs-Session starten musste. Denn… die Importfunktion war „noch“ nicht fertig.

So landete ich schließlich bei Geraspora, wo ich auch aktuell noch einen Account habe… mein Zuhause bei Diaspora*. Damit bin ich auch zufrieden.

Was sich nicht geändert hat: Immer noch wird „versprochen“ irgendwann eine Funktion für den Reimport eines gesicherten Accounts zu implementieren. Das „irgendwann “ lese ich nun schon seit sieben Jahren… das wird wohl nix mehr.

Man ist bei Diaspora* also grundsätzlich wesentlich freier als bei den großen kommerziellen SN… man muss nicht einen bestimmten Pod wählen, um mit anderen Nutzern, die einen Account auf einem anderen Pod haben, in Verbindung zu treten… man ist nicht eingesperrt… es ist kein „Walled Garden“.

Nur gibt es da trotzdem einen Jägerzaun. Über den hinweg kann man mit seinen Nachbarn zwar interagieren, aber wenn man sein Pachtgrundstück verlassen möchte, bleibt das Inventar leider zurück, es lässt sich nicht über den Zaun heben. Und wird das Grundstück planiert, dann fallen auch die liebgewonnenen Inhalte der Vernichtung anheim.

Es ist zwar also grundsätzlich besser, aber nicht optimal… nicht einmal besonders gut… man bleibt ein Stück weit doch sehr abhängig vom Betreiber des Pods.

Vor sechs Jahren bin ich dann aber bei Hubzilla gelandet. Und hängen geblieben! Hubzilla hat sich im Lauf der Jahre mächtig weiterentwickelt, bietet mir unglaublich viele Möglichkeiten (die ich aber nicht nutzen muss… ich kann aber, wenn ich will) und die Freiheit, die ich schätze. Hubzilla bietet mir mit seinem Diaspora*-Protokoll und dem ActivityPub-Protokoll (zusätzlich zum eigenen Protokoll ZOT) die Möglichkeit, mich mit allen möglichen Accounts (Kanälen) zu verbunden. So habe ich etliche Diaspora*-Kontakte, etliche Mastodon-Kontakte und ich folge auch Pixelfed- und PeerTube-Accounts. Alles kein Problem (obwohl es da aufgrund der Funktionalität der anderen Dienste, also deren Ausrichtung schon Beschränkungen gibt… Hubzilla ist halt z.B. kein Videostreaming-Portal), Hubzilla ist im Fediverse das System, das mit den meisten anderen Plattformen „kann“.

Der in meinen Augen größte Vorteil ist aber Hubzillas Möglichkeit, Klone des eigenen Kanals anzulegen… und die sich daraus ergebende nomadische Identität. Habe ich beim Hub „A “ einen Account und einen Kanal, so kann ich bei Hub „B“ (oder bei noch weiteren Hubs) einen Account anlegen und meinen Kanal importieren. Das funktioniert entweder mit einer Sicherungsdatei (Export halt) oder direkt online (nicht immer… ich empfehle die Sicherungsdatei). Nun habe ich keinen Klon meines Kanals bei meinem Haupt-Hub „A“ auch auf Hub „B“… und die werden schön synchronisiert. Fällt Hub „A“ einmal aus (Wartungsarbeiten, Server-Probleme etc.), so bin ich für die Zeit des Ausfalls nicht vom Netzwerk ausgeschlossen… ich nutze einfach meinen Kanal auf Hub „B“ (oder „C“ oder „D“…). Und wird nun angekündigt, dass Hub „A“ demnächst seinen Betrieb komplett einstellt, so mache ich einfach den Hub „B“ zu meinem Haupt-Hub. Dann gebe ich dem Netzwerk etwas (am besten ein paar Tage) Zeit und ich kann dann (bietet sich an, damit nicht irgendwelche Verweise in Zukunft ins Leere laufen) den Kanal bei Hub „A“ löschen.

Export und Import funktionieren also bei Hubzilla… und ich kann mir noch beliebig viele Sicherheits-Aktenordner mit Durchschlägen ins Regal stellen… nicht einmal ums Abheften muss ich mich kümmern… das macht Hubzilla für mich.

Es gibt über 100 Hubs… und bei sehr vielen besteht die Möglichkeit, sich zu registrieren. Und wer nur ein wenig versiert ist, der kann das Höchstmaß an Freiheit erreichen, indem er selbst einen Hub betreibt. Lässt man dann keine externen Registrierungen zu, so halten sich die Ansprüche an den Server sehr in Grenzen… das geht sogar (habs selbst ausprobiert) mit einem Raspberry Pi. Wer es nicht übertreibt und Hubzilla zum Speichern aller möglichen Daten nutzt, sondern vielmehr wie ein Soziales Netzwerk gebraucht, dem würde ich Uberspace empfehlen. Für einen Fünfer im Monat kann man einen allein (oder mit einigen Freunden bzw. Familienmitgliedern) genutzten Hub sehr gut betreiben. Von dem aus erreicht man alle anderen Hubzilla-Nutzer und ist Teil des Fediverse (sogar Verbindungen zu Diaspora*-Bekannten funktionieren). Legt man sich dann zur Sicherheit noch einen oder zwei Klone bei etablierten Hubs an, kann man recht sorgenfrei leben.

Hubzilla hat keinen Jägerzaun!

An Hubzilla wird oft kritisiert, dass es einfach zu viele Features bietet, man also überfordert sei. Wenn ich das lese, frage ich mich oft, wass dieser Blödsinn soll… das ist doch eine faule Ausrede.

Ja, Hubzilla ist eine eierlegende Wollmilchsau. Es bietet nicht nur die klassischen SN-Features, sondern zusätzlich einen Cloud-Speicher, Fotoalben, Medienarchive, Webseiten, Wikis und, und, und…

Aber niemand MUSS das doch benutzen. Es frisst doch kein Brot, wenn man diese Möglichkeiten links liegen lässt. Es hindern einen keiner daran, Hubzilla so wie Facebook oder sogar wie eine Microblogging-System (Twitter, Mastodon) zu benutzen. Wenn man dann vielleicht irgendwann mehr möchte, muss man sich aber keine neue Plattform sichen, sondern liest sich in die gewünschte Funktionalität bei Hubzilla ein und verwendet diese. Man kann… muss aber nicht.

Wer die maximale Freiheit möchte, wer sich mit den meisten Kontakten im Fediverse verbinden möchte und wer bei einer Serverschließung nicht plötzlich OHNE Koffer und OHNE Möbel auf der Straße stehen möchte, der ist bei Hubzilla in meinen Augen am besten aufgehoben.

Alle, die jetzt durch die Pod-Schließungen bei Diaspora* heimatlos werden, sollten mal darüber nachdenken, sich lieber einen Hubzilla-Account anzulegen, um vor solchen Katastrophen in Zukunft sicher zu sein. Hey, Ihr müsst Euch eh Eure bisherigen Verbindungen aufschreiben und neu anlegen… das geht auch bei Hubzilla (sofern der Hub das Diaspora*-Protokoll anbietet… darauf solltet Ihr achten).

Zur Klarstellung: Das ist hier kein Plädoyer gegen Diaspora*, das ich nach wie vor sehr schätze und nutze, sondern vielmehr ein Plädoyer für Hubzilla. Diaspora* ist eine feine, gut funktionierende Plattform, die viel für das Etablieren nichtkommerzieller Sozialer Netzwerke getan hat und gut funktioniert. Es gibt halt ein paar Einschränkungen, wenn ein Pod mal den Betrieb einstellt (was immer wieder einmal vorkommt, weil hinter den Pods keine milliardenschweren, multinationalen Konzerne stehen, sondern Vereine, Interessensgruppen, kleine Institutionen oder gar Privatpersonen). Und die kann man mit Hubzilla umgehen… und man bekommt einen großen Korb von Features und Möglichkeiten, die man nutzen kann (aber nicht muss).

Mehr Infos gefällig?

Na z.B. hier:

Pericles Fediverse Info – Hubzilla

Hubzilla Knowledgebase

Categories: Fediverse, Hubzilla Tags: Schlagwörter: , ,

Schon wieder was neues? Hubzilla

1 Comment

Ich bin ja nun schon einige Zeit weg von Facebook und Google+. Eine (eine!) Heimat hab ich bei Diaspora* gefunden und habe darüber berichtet und auch die Empfehlung ausgesprochen, sich doch da einfach mal anzumelden. Das Netzwerk ist inzwischen auch wirklich schon gut besucht und man fühlt sich da ziemlich schnell nicht mehr „einsam“.

Ich nutze Diaspora* auch wirklich intensiv, aber es hat auch so seine Schwächen. Mir fehlt ein wenig die Flexibilität und so einige Features hätte ich auch gerne (die sind aber aufgrund der Philosophie nicht geplant… was ja auch ok ist).

Friendica habe ich ebenfalls vorgestellt und ich nutze es auch noch(!). Im eigentlichen Freindica-Netzwerk ist es aber weitaus „übersichtlicher“, als z. B. bei Diaspora*. Meine Netzwerk-Pinnwand ist nur deshalb recht gut gefüllt, weil ich den Dienst mit Diaspora* und Twitter verbunden habe und etliche Beiträge so auch bei Friendica landen. Aber auch Friendica hat Schwächen… auch da fehlt mir noch ein wenig.

Schon vor einiger Zeit bin ich auf Redmatrix / Hubzilla aufmerksam geworden und dieses „Soziale Netzwerk“ bietet mir genau die Sachen, die mir gefehlt haben (auch solche, von denen ich gar nicht wusste, dass sie mir gefehlt haben). Wer Friendica nutzt, wird gewisse Ähnlichkeiten feststellen. Das hat auch einen guten Grund, denn der Entwickler Mike Macgirvin war auch an der Entwicklung von Mistpark / Friendica beteiligt, bevor er dann Redmatrix / Hubzilla in Angriff nahm.

Aber was ist denn „Hubzilla“?

Da „bediene“ ich mich mal ganz locker bei der Dokumentation des Projekts und zitiere:

„Hubzilla ist eine dezentrale Kommunikations- und Publishing-Plattform. Es ermöglicht Dir die volle Kontrolle über all Deine Kommunikation mit Hilfe von automatischer Verschlüsselung und detaillierter Zugriffskontrolle. Du, und nur Du, entscheidest, wer Deine Beiträge sehen darf. Hubzilla ist der Nachfolger, der seit einigen Jahren erfolgreichen Plattformen Friendica und RedMatrix.“

„Hubzilla funktioniert schon heute als ein globales verteiltes Netzwerk und beweist täglich seine Vielseitigkeit und Skalierbarkeit – auf kleinen Privatservern wie auch auf riesigen Sites.

Kommunikationsplattformen für Familien, verteilte Online-Communities, Support-Foren, Blogs und Homepages. Oder auch professionelle Inhalte-Anbieter mit kommerziellen Premium-Kanälen und eingeschränktem Zugriff – was immer Du willst, Hubzilla unterstützt Dich in Deinem kreativen Schaffen.“

Hubzilla ist ein Social Media System, das grundsätzlich ähnlich den anderen SN funktioniert. Man kann Beiträge und Kommentare verfassen, Beiträge „liken“ und „sharen“, Bilder hochladen und teilen, Nachrichten verfassen und chatten. Aber mit Hubzilla ist noch viel mehr möglich. Es bietet, ähnlich wie Friendica, die Möglichkeit, andere Dienste einzubinden. Darüber hinaus kann man aber auch echte Webseiten erstellen, Blogs aufbauen, Communitys bilden, Foren betreiben und Cloudspeicher benutzen. Hubzilla hat die Leistungsfähigkeit eines CMS… das kann man vereinfacht so schon sagen. Jede Kommunikation (Nachricht) und jeder Chat kann bei Hubzilla Ende-zu-Ende verschlüsselt werden und die Daten werden nicht zentral „gesammelt“, wie es bei anderen SN üblich ist. Noch immer steckt Hubzilla in den Kinderschuhen und wird aktiv weiterentwickelt, es ist aber schon in der derzeitigen Form gut und produktiv einsetzbar. Bei Hubzilla handelt es sich um ein dezentrales (verteiltes) System von HUBs (Server, auf denen die Software installiert ist), die miteinander verbunden sind. Wer daran teilnehmen möchte, meldet sich entweder bei einem der HUBs an oder – so er möchte – installiert das System selbst auf einem Server und wird damit auch selbst zum HUB. Der Aufwand ist geringer, als man denken mag und das System ist auch nicht extrem kompliziert.

Wer an dieser Stelle schon ausreichend neugierig geworden ist, der sucht sich einfach einen HUB z. B. aus dieser Liste aus: Pubsites.

Die verschiedenen Internetangebote, die man bei Hubzilla nutzt, heißen „Kanäle“, von denen man sich beliebig viele anlegen kann. Ein Wechsel ist mit einem Klick erledigt. Diese Kanäle verbindet man dann mit anderen Kanälen anderer Nutzer. Dabei ist es sehr einfach, seinen Stream (oder Pinnwand oder Timeline… wie auch immer man es nennen mag) mit ausgewählten Inhalten zu füllen. Auch eine Verbindung mit Diaspora*, Friendica, Libertree, Twitter etc. ist möglich. Ein Plugin für WordPress ermöglicht es, Beiträge aus WordPress direkt bei Hubzilla zu veröffentlichen.

Ein Kanal kann „Soziales Netzwerk“ sein (also sich so ähnlich verhalten, wie FB, G+, D* und co.) und das in den „Geschmacksrichtungen“ „weitgehend öffentlich“, „beschränkt“ „privat“… oder ein Kanal ist ein Forum in entsprechenden „Geschmacksrichtungen“… oder man nutzt ihn zum Sammeln von Feeds, als Mitteilungs-Kanal oder als Gruppenarchiv… oder man definiert im „Expertenmodus“ die Funktion gleich selbst.

Ein XMPP-Chat ist ebenfalls implementiert und fügt sich in die Oberfläche ein.

Hubzilla ist eine riesengroße Spielwiese und auch jetzt schon ordentlich „besucht“, so dass man sich auch hier schnell heimisch fühlen kann. Viele HUBs haben die Möglichkeit eingebaut, sich auch gleich mit Kontakten aus Diaspora* oder Friendica zu verbinden, was auf Anhieb noch mehr Leben in die „Bude“ bringt.

Hubzilla kann über Plugins erweitert werden, bietet Cloudspeicher, eine Kalender-/Terminplaner-Funktion und ein echt tolles Web-Building-Toolkit“, mit dem die Erstellung von echten Websites sehr einfach wird.

Wer weiter oben aufgepasst hat, der wird vielleicht mitbekommen haben, dass ich selbst auch einen HUB betreibe. Also wer jetzt Interesse hat (kost ja nix und kann jederzeit rückstandslos gelöscht werden), der kann sich gerne registrieren (bei mir auf Klackerhub oder einem beliebigen anderen HUB) und mit mir verbinden:

pepecyb@hub.hubzilla.hu (im Suchfeld eingeben und „Verbinden“ anklicken“)

Auch die Dampfdruck-Presse existiert als Kanal und wird die Inhalte der „klassischen“ DDP dort wiedergeben… und mehr, so hoffe ich… 😉 (dampfdruck-presse@hub.hubzilla.hu)

Also… abgesehen davon, dass mir FB und G+ eh nicht fehlen, bietet mir Hubzilla wirklich alles (und mehr), was ich mir unter einem SN vorstelle. Ich kann nur empfehlen, mal hineinzuschauen.

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